Es ist beeindruckend, was diese jungen Turner an Können demonstrieren. Sie sind acht, neun, zehn Jahre alt,
und zeigen bereits Übungen, die von grosser Körperbeherrschung zeugen. Besonders am Boden, wo Spagate
und vieles mehr an Schwierigkeiten zu sehen sind. Willkommen an den Mittelländischen Nachwuchs-
meisterschaften in Rothrist, einem jener Wettkämpfe, an dem die besten regionalen Nachwuchsathleten
am Werk sind.
In einer Sportart, in der klar zu sehen ist, dass ein früher Einstieg unabdingbar ist. Und früh die Weichen
Richtung Leistungssport gestellt werden. Ob eines der Talente, die in Rothrist am Start waren, auch an einer
EM starten werden wie zuletzt Noe Seifert (Küngoldingen/Satus ORO) und Florian Langenegger (Uerkheim/
STV Schlossrued), ist nicht abzusehen. Sicher ist, dass sie bereit sind, viel zu investieren. Und auch die
Unterstützung ihres Umfeldes geniessen. So wie bei der Familie Giorgi aus Rothrist.
Die Mutter hält bewusst Distanz
Mutter Marina ist Trainerin bei Satus ORO, die Söhne Nico (Jahrgang 2012) und Liano (Jahrgang 2015) beides
ambitionierte Turner. «Sie wollen extrem, sind sehr motiviert, turnen einfach sehr gerne», sagt Marina Giorgi.
«Ich betrachte das, was sie machen, mit einer Mischung aus Stolz und Unsicherheit.» Stolz auf das, was Nico
und Liano leisten, aber auch Unsicherheit, was die Auswirkungen auf deren junges Leben hat. «Es ist viel
Training, das sie absolvieren, sie könnten einen Teil ihrer Kindheit verpassen. » Liano wendet bereits 12 Stunden
pro Woche für das Kunstturnen auf, Nico sogar schon deren 20. Er trainiert gar nicht mehr im Verein, sondern
im Aargauer Turnzentrum in Lenzburg. «Er hat auch seine Kollegen dort und geht teilweise dort zur Schule.» Das Familienleben wird um die Trainings und Wettkämpfe herum organisiert. «In die Badi gehen wir halt dann am
Sonntag statt am Mittwochnachmittag.»
Liano Giorgi ganz vorne (Bild: Charly Zimmerli)
Marina Giorgi ist selbst Trainerin, sie betreut bei Satus ORO die Kleinsten, die das Einführungsprogramm
absolvieren. «Ich nehme mich bewusst raus, überlasse die Kinder punkto Trainings und Wettkämpfen den für
sie zuständigen Coaches», sagt sie. «Eine Doppelrolle als Mutter und Trainerin wäre sehr schwierig zu
bewältigen.» Nico Giorgi turnte am Samstag im Programm P2, sein Bruder Liano im Programm P1, als einer
von nur zwei mit Jahrgang 2015. «Er dürfte einer derjenigen sein, die es bald schon auf eine höhere Stufe schaffen»,
sagt Charly Zimmerli, Hauptleiter Kunstturnen bei Satus ORO.
Bei Nico Giorgi ist dieser Aufstieg ebenfalls vorgesehen, er dürfte in absehbarer Zeit in der Kategorie P3 antreten.
So wie die um ein Jahr älteren Nicola Hunziker und Fabio Herb vom STV Schlossrued, die in Rothrist die Plätze 1
und 2 im P3-Wettbewerb belegten.
Nico Giorgi auf dem 2. Rang (Bild: Marina Giorgi)
Nico Giorgi stieg in der Kategorie P2 ebenfalls auf das Podest. Liano Giorgi belegte im P1 Platz 7, liess dabei 13
andere Turner hinter sich, die ein Jahr älter sind. Talent haben sie alle, und den Willen, es mit viel Fleiss nach
oben zu schaffen. «Es ist es wichtig, dass es sie es gern machen und die Motivation behalten», sagt Marina Giorgi,
«Es ist auch eine Lebensschule, die die jungen Turner absolvieren.»
Bericht: Reto Pfister, Zofinger Tagblatt
Marina Giorgi (Trainerin SATUS ORO), Charly Zimmerli (Hauptleiter SATUS ORO) (Bild: Reto Pfister)